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Trans-humanism

Transhumanismus (von lateinisch trans ‚jenseits, über, hinaus’ und humanus ‚menschlich’) ist eine philosophische Denkrichtung, die die Grenzen menschlicher Möglichkeiten, sei es intellektuell, physisch oder psychisch, durch den Einsatz technologischer Verfahren erweitern will.

Transhumanisten sehen die Wurzeln ihrer Philosophie im Renaissance-Humanismus und dem Zeitalter der Aufklärung angelegt.[4] Es wird von Transhumanisten intensiv diskutiert, ob und inwiefern Friedrich Nietzsche als Ahnherr des Transhumanismus angesehen werden kann und sollte.[5][6]

Der Biologe und Eugeniker Julian Huxley, geistiger Vater des evolutionären Humanismus, definierte 1957 in seinem Buch New Bottles for New Wine den Begriff Transhumanismus im gleichnamigen Kapitel wie folgt:

„Die menschliche Spezies kann, wenn sie es möchte, über sich selbst hinauswachsen – nicht nur sporadisch, ein Einzelner mal so, ein anderer mal so, sondern als Ganzes, als Menschheit. Wir brauchen einen Namen für diesen neuen Glauben. Vielleicht passt Transhumanismus ganz gut: Mensch, der Mensch bleibt, aber sich selbst, durch Verwirklichung neuer Möglichkeiten von seiner und für seine menschliche Natur, überwindet.“

Der Begriff kam anschließend in Abraham Maslows Toward a Psychology of Being (Psychologie des Seins, 1968) und Robert Ettingers Man into Superman (1972) vor. Wie Maslow und Ettinger benutzte auch der iranisch-amerikanische Futurist FM-2030 (geborener F.M. Esfandiary, Namensänderung Mitte der 1970er) den Begriff in seinen Schriften aus den 1970er Jahren in Bezug auf Personen, die sich neue Technologien, Lebensweisen und Weltbilder zu eigen machen, die einen Übergang zum Posthumanen erkennen lassen. In seinem Buch Are You Transhuman? von 1989 schreibt der transhumanistische Philosoph FM-2030:

„Transhumane sind die erste Manifestation einer neuen Art von evolutionären Wesen. Sie ähneln darin den ersten Hominiden, die vor vielen Millionen Jahren die Bäume verließen und begannen sich umzuschauen. Transhumane haben nicht notwendigerweise das Ziel, die Evolution höherer Lebensformen zu beschleunigen. Viele von ihnen sind sich ihrer Rolle als Übergangsform der Evolution gar nicht bewusst.“

Eine moderne Definition des Transhumanismus geht auf Max More zurück[7]:

„Transhumanismus ist eine Kategorie von Anschauungen, die uns in Richtung eines posthumanen Zustands führen. Transhumanismus teilt viele Aspekte mit dem Humanismus, einschließlich eines Respekts vor Vernunft und Wissenschaft, einer Verpflichtung zum Fortschritt und der Anerkennung des Wertes des menschlichen (oder transhumanen) Bestehens in diesem Leben. […] Transhumanismus unterscheidet sich vom Humanismus im Erkennen und Antizipieren der radikalen Änderungen in Natur und Möglichkeiten unseres Lebens durch verschiedenste wissenschaftliche und technologische Disziplinen […].“

Die frühen Transhumanisten trafen sich formal in den frühen achtziger Jahren an der Universität von Kalifornien, Los Angeles, die zur zentralen Anlaufstelle für Transhumanisten wurde. Dort konferierte auch FM-2030 über die futuristische Ideologie der Upwingers. John Spencer von der Gesellschaft für Weltraumtourismus organisierte viele transhumanistische Veranstaltungen zum Thema Weltraum. Natasha Vita-More (früher Nancie Clark) stellte „Breaking Away“ bei EZTV-Media aus, ein Treffpunkt für Transhumanisten und andere Futuristen. FM-2030, Spencer und Vita-More lernten sich kennen und organisierten gemeinsam Treffen für Transhumanisten in Los Angeles.

In Australien schrieb der Science-Fiction-Autor Damien Broderick das Judas Mandala. 1982 verfasste Vita-More das Transhumanistische Künstlermanifest und produzierte später die erfolgreiche Fernseh-Show TransCentury Update zum Thema Transhumanität.

1986 wurde Eric Drexlers bekanntes Buch zur Nanotechnologie Engines of Creation veröffentlicht.

Technologie und Moral

Der Schwerpunkt der Transhumanismusbewegung ist die Anwendung neuer und künftiger Technologien. Dazu zählen unter anderem:

Die Technologien sollen es jedem Menschen ermöglichen, seine Lebensqualität nach Wunsch zu verbessern, sein Aussehen sowie seine physikalischen und seelischen Möglichkeiten selbst bestimmen zu können. Niemand solle zu irgendeiner Veränderung gezwungen werden.

Transhumanistische Strömungen

Es lassen sich im Transhumanismus Unterströmungen ausmachen, die in der Realität aber selten klar voneinander abgegrenzt sind:

  • Demokratischer Transhumanismus: Eine politische Philosophie, die liberale Demokratie, Sozialdemokratie und Transhumanismus zusammenführt[9]
  • Extropianismus: Eine Richtung des Transhumanismus, welche sich bemüht, die weitere Evolution des Menschen proaktiv zu beschleunigen.[10] Der Extropianismus wurde in den 1980er Jahren von Max More und T.O.Morrow in Kalifornien begründet, wobei Extropie als Gegenbegriff zu Entropie fungiert und ein „measure of a system’s intelligence, information content, available energy, longevity, vitality, diversity, complexity, and capacity for growth“ (More 1993: 1) darstellt.[11]
  • Singularitarianismus: Eine Bewegung basierend auf dem Glauben, dass eine technologische Singularität – die Erschaffung einer Superintelligenz – möglich ist, und überlegte Tätigkeit befürwortet, um diese in sicherer Form herbeizuführen.[12] Diese Phase wird als Transzendenz der menschlichen Spezies gesehen.
Auf der Schwelle

Eugenik

Die Eugenik spielt im Transhumanismus eine zentrale Rolle. Allerdings hofft man, nicht durch Sterilisation eine Geburt zu verhindern, sondern durch Genmanipulation für die Geburt eines gesunden Kindes zu sorgen.[4][13] Dabei soll die menschliche Evolution künftig, an vom Menschen gewählten Zielen orientiert, gesteuert werden. Diese Züchtung von Menschen soll nicht in staatlicher Hand liegen (wie etwa von der nationalsozialistischen Eugenik angestrebt), sondern in die Hände der einzelnen Eltern gelegt werden.[14]

In Deutschland knüpfen ähnliche Diskussionen eher an Friedrich Nietzsches Begriff des Übermenschen an und sind damit nicht vornehmlich technisch orientiert, sondern immer auch von Gedanken einer kulturellen Weiterentwicklung durchdrungen.[15]

Kritik

Die Frage, inwiefern transhumanistische Zukunftsprognosen über die technologische Entwicklung realistisch sind und welche ethischen und anthropologischen Konsequenzen sich gegebenenfalls daraus ergäben, wird kontrovers diskutiert. Der Transhumanismus wurde von Francis Fukuyama – einem ausgesprochenen Gegner – „eine der gefährlichsten Ideen“ genannt,[16] während ein Befürworter (Ronald Bailey) dem entgegensetzte, dass „diese Bewegung das kühnste, mutigste, visionärste und idealistischste Bestreben der Menschheit sei“.[17] Einige Autoren vertreten den Standpunkt, dass die Menschheit bereits transhuman sei, weil der medizinische Fortschritt in den letzten Jahrhunderten die Spezies signifikant verändert habe.[18]

Kritik der Grundannahmen

Der Genetiker und Wissenschaftsautor Steve Jones argumentiert, dass die Menschheit die Technologie nicht hat und nie haben wird, die die Befürworter des Transhumanismus suchen. Jones behauptet, dass Technologien wie die Gentechnik nie so leistungsfähig sein werden, wie allgemein angenommen wird.

In seinem Buch Futurehype: Die Tyrannei der Prophezeiung zählt der Soziologe Max Dublin viele fehlgeschlagene Vorhersagen des vergangenen technologischen Fortschritts auf und postuliert, dass moderne futuristische Vorhersagen ähnlich ungenau ausfallen werden. Er tritt auch gegen das ein, was er als Fanatismus und Nihilismus in der Befürwortung transhumanistischer Zwecke sieht, und behauptet, dass historische Ähnlichkeiten zu religiösen und marxistischen Ideologien bestünden.

Ethische Kritik

Dem Transhumanismus wird vorgeworfen, auf technologische Entwicklungen zu setzen, ohne die damit einhergehenden ethischen Aspekte hinreichend zu berücksichtigen.

Der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama meint, dass der Transhumanismus die progressiven Ideale der liberalen Demokratie auf kritische Weise unterminieren könne. Dies geschehe durch eine fundamentale Veränderung der menschlichen Natur und der menschlichen Gleichheit.[19]

Quelle